Der Bruchtest ist einer der bekanntesten Bereiche des Taekwondo.
Immer wieder, wenn Taekwondo bei Vorführungen vorgestellt wird, darf der Bruchtest nicht fehlen.
Immer dickere Materialien, immer höhere Schwierigkeitsgrade, das erweckt bei Nichtfachkundigen den Eindruck, der Bruchtest sei Hauptbestandteil der Kampfkünste und wir würden den ganzen Tag nichts anderes tun, als unsere Körperteile abzuhärten und auf Bretter zu schlagen. Dem ist natürlich nicht so.
Der "Kyokpa" (koreanische Bezeichnung für den Bruchtest) ist nur ein kleiner Teil des Ganzen und gehört nicht zu den normalen Trainingsinhalten, obwohl er bei Prüfungen gezeigt und bei Vorführung spektakulär präsentiert wird. Er dient dem Übenden, als Indikator für die Stufe seiner geistigen und körperlichen Entwicklung.
Wenn der Taekwondo-Schüler noch nicht so weit ist, einen Bruchtest auszuführen, so muss er mit Gewalt und Verletzungen das ausgleichen, was ihm andere an Technik und sonstigem Können voraus haben.
Es geht um das perfekte Zusammenspiel der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, denn im Bruchteil einer Sekunde muss das gesamte Denken und Handeln in einem einzigen Punkt des Körpers konzentriert werden.
Um das scheinbar unüberwindbare Material zu brechen ist eine harmonische Aktivierung der vollen geistigen und körperlichen Kapazität notwendig, basierend auf langjährigem Training der Kampfkunst mit ihren Techniken und der rechten Haltung im geistigen Sinn ("Do").
Die Fähigkeit, eine Masse zu bewegen, einen Widerstand zu überwinden oder ihm durch Muskeleinsatz entgegnzuwirken.
Die Fähigkeit, Bewegungen mit hoher Geschwindigkeit auszuführen.
Die Fähigkeit, schwierige Bewegunsabläufe zu verstehen und umzusetzen, sowie schnell, den Anforderungen der Situation entsprechend zu verändern.
Die Fähigkeit, Bewegungen mit großer Schwingungsbreite der Gelenke auszuführen.
Konzentrationsfähigkeit, Mut, Wille, Selbstdisziplin, Selbstvertrauen, Zielstrebigkeit, Imaginationsfähigkeit.
Beim "Standardbruchtest" wird die Technik auf ein Brett mit einer dem Gürtelgrad entsprechenden Dicke (siehe Bruchtestmaterial) ausgeführt, wo bei dieses an mindestens zwei Seiten von einem oder mehreren Personen festgehalten wird. Dieser Bruchtest wird bereits von Schülern (ab 6. Kup/Grün-Gürtel) bei Prüfungen abgefragt und erfordert ein ausgewogenes Verhältnis der o.g. Voraussetzungen.
Beim "Massebruchtest" ist ein enormer Kraftaufwand erforderlich, der hauptsächlich durch die Körpermasse zustande kommt. Hier werden mehrere Bretter, Steine, etc aufeinander gelegt oder besonders dickes Material gewählt, das unbedingt sicher und stabil aufgelegt oder gehalten werden muß, damit es nicht nachgeben kann und bei ausreichender Krafteinwirkung bricht.
Da bei diesen Bruchtests viel Masse bewegt wird, kann vergleichsweise keine hohe Geschwindigkeit erreicht werden. Die Einbeziehung des ganzen Körpers in der Technik ist daher besonders wichtig.
Bruchtests auf geschichtete Materialien werden übrigens deutlich erleichtert, wenn zwischen jeder Schicht Abstandhalter eingelegt werden. Auf diese Weise überträgt z. B. ein gebrochenes Brett den Impuls auf das nächste usw., was einer Art Kettenreaktion gleichkommt. Ein enormer Schwierigkeitsgrad ist aber dennoch möglich, durch hohe Stückzahl oder härteres Material.
Massebruchtests erfordern langjährige Erfahrung und hohes Maß an können. In Prüfungen werden sie in der Regel nur bei höheren Meistergraden verlangt, und dann ohne Abstandhalter.
Beim "Geschwindigkeitsbruchtest" wird das Material mit nur einer Hand an der Unterseite gehalten, einfach aufgestellt, an einem Faden aufgehängt oder frei in die Luft geworfen (höchste Schwierigkeitsstufe). Da es wie jeder Körper bestrebt ist, den Zustand beizubehalten, in dem es sich gerade befindet (Trägheit), kann es brechen, wenn die Belastung durch den Impuls so plötzlich auftritt, dass es sich nicht schnell genug zurückbewegen kann.
Bei einer langsamen Technik würde das Material ungebrochen zurückweichen. Es ist daher wichtig, durch den Einsatz von verhältnismäßig wenig Körpermasse, die Körperwaffe stark zu beschleunigen und eine extrem hohe Geschwindigkeit zu erreichen.
Auch dieser Bruchtest erfordert langjährige Erfahrung und hohes Maß an können. In Prüfungen werden Geschwindigkeitsbruchtests nur bei Meistergraden ab 2. DAN verlangt.
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